MyCommerce (ShareIt) kündigt kleine Entwickler

Derzeit flattern bei vielen kleinen Entwicklern, welche die Dienstleistungen von MyCommerce, (ehemals ShareIt) nutzen, per E-Mail Kündigungen ein aufgrund eines zu geringen Umsatzes. So auch bei uns geschehen, denn seit einiger Zeit nutzen wir MyCommerce zum Verkauf unserer Software, da es einige Vorteile bietet.

Shop-Ansicht von MyCommerce
Software-Produkt im Warenkorb von MyCommerce (ShareIt)

Dienstleistung und Vorteile von MyCommerce

MyCommerce ist ein Dienstleister für Softwareentwickler, über welchen man seine fertigen Softwareprodukte verkaufen kann. Dafür stellt MyCommerce eine Webshop-Oberfläche bereit. Darüber können dann die Softwareprodukte (Lizenzkeys, Downloads, etc.) von den Kunden gekauft werden können. Das bietet insbesondere für kleine Unternehmen und Selbständige, die bereits viel Zeit in die Entwicklung eines Softwareprodukts gesteckt haben, etliche Vorteile.

So entfällt die Last einen eigenen Webshop einzurichten, zu administrieren und zu pflegen inkl. der Schwierigkeit im Online-Shop verschiedene Zahlungsmethoden anzubieten, wie z.B. Lastschrift, PayPal, Kreditkarte, Giropay, Sofort-Überweisung, etc. Darüber hinaus muss man im eigenen Webshop in irgendeiner Form die automatische Erzeugung einer Lizensierung einbinden, denn schließlich soll der Kunde bei einer Sofort-Bezahlung auch gleich anschließend seinen Lizenz-Key oder Download-Link zur Vollversion erhalten.

Ferner entstehen durch den Verkauf über einen eigenen Online-Shop viele Einzelbestellungen, was sich im Aufwand der Buchhaltung niederschlägt. Bei der Nutzung von MyCommerce erhält man stattdessen einmal monatlich eine Abrechnung.

Auch um die Problematik der Mehrwertsteuer, insbesondere bei Bestellungen aus dem europäischen Ausland oder Drittländer, musste man sich in diesem Fall nicht kümmern. Mit eigenen Online-Shop muss man ggf. am One-Stop-Shop-Verfahren teilnehmen und die Steuersätze immer fein aktuell halten.

Somit stellte diese Dienstleistung von MyCommerce gerade für kleinere Unternehmen, die einen solchen Aufwand umgehen wollten, eine gute Anlaufstelle dar.

Kündigung wegen zu geringen Umsatzes

Leider hat sich MyCommerce (ShareIt) entschieden, gerade diese Unternehmen zu kündigen.

E-Mail Schreiben Kündigung MyCommerce (ShareIt)
E-Mail zur Kündigung des MyCommerce-Shops

Die Kündigung erfolgt mit der Begründung, dass zu wenig Umsätze mit dem Shop realisiert werden, wobei sich hier natürlich die Frage stellt, wo die Umsatzgrenzen liegen und ob es eine vertragliche Basis für diesen Kündigungsgrund gibt.

Auf Nachfrage verweist der Support von MyCommerce auf Management Entscheidungen, wobei auf die vertragliche Basis einer solchen Kündigung nicht eingegangen wird. Es wird lediglich erwähnt, dass man einen Mindestumsatz von US$ 6.000 benötigt wird.

E-Mail Begründung der Kündigung
Mindestumsatz bei MyCommerce (ShareIt)

Das kann natürlich für kleine Entwickler, welche das Softwaregeschäft ggf. nebenberuflich als kleinen Zuverdienst betrieben haben oder für Softwareprodukte, die nur eine kleine Nische bedienen, das „Aus“ sein.

Auch stellt sich die Frage, wie hier mit Neukunden umgegangen wird, deren Geschäft ggf. erstmal durch längerfristige Marketing-Strategien aufgebaut werden muss. Wie viel Zeit wird denen MyCommerce einräumen, bis die magische Grenze erreicht ist?

Auch die Begründung für die Kündigung, dass die Bearbeitungskosten für Zahlungsdienstleistungen und auch allgemein gestiegen sind und sich deswegen Shops mit kleinem Umsatz nicht mehr lohnen, ist schwer nachvollziehbar. Höhere Kosten bei den Zahlungsdienstleistern könnte MyCommerce begegnen, indem sie die eigenen Gebühren pro verkauftes Produkt erhöhen. Das gesamte Shop-System von MyCommerce ist digital und wird über alle Kunden ausgerollt. Es sollte also egal sein, ob dort ein Kunde mehr oder weniger in der Datenbank steht. Und dass die kleinen Kunden übermäßig Bearbeitungskapazitäten durch Support-Anfragen beanspruchen, kann ich zu mindestens aus eigener Erfahrung nicht bestätigen.

Fazit

Es ist also zu bedauern, dass hier Kleinunternehmer, für welche sich oftmals der Aufwand eines eigenen Online-Shops inkl. aller damit einhergehenden finanztechnischen und rechtlichen Randbedingungen nicht lohnt, von MyCommerce ausgegrenzt werden und die umsatzstarken Unternehmen in diesem Fall als die besseren Kunden gelten. Der allgemeinen Tendenz, dass Kleinunternehmen nach und nach auch im Internet verschwinden und durch Großunternehmen verdrängt werden leistet man hiermit einen beachtlichen Vorschub.

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